Heute stehen den Gästen des Badrutt’s Palace Hotels mehrere Outdoor-Tennisplätze mit herrlicher alpiner Kulisse zur Verfügung. Ganz anders als in der Frühzeit des Hotels: Damals beherbergte der Erweiterungsbau des Hauptgebäudes die erste Indoor-Tennishalle Europas.
Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich St. Moritz als Sommerdestination bestens etabliert. Gäste strömten in Scharen in das Schweizer Refugium, um die herrliche Bergluft und das seenreiche Tal zu geniessen sich an dem mineralreichen Quellwasser zu laben. Winter hingegen war Ruhezeit.
Dass sich dies fast schlagartig änderte, ist der Vision der Familie Badrutt zu verdanken, die das Potenzial von St. Moritz als Wintersportort erkannte. Mit mehr als 300 Sonnentagen pro Jahr herrscht hier auch in den kälteren Monaten ein beneidenswertes Klima. 1864 überredete Johannes Badrutt eine Gruppe britischer Sommerferiengäste, den Winter in St. Moritz zu verbringen, und sie sahen sich eines Besseren belehrt.
Das Palace, das wir heute kennen, wurde 1896 offiziell eröffnet. Hans Badrutt, der das Hotel ab 1898 führte, erbte die unternehmerische Natur seines Grossvaters Johannes. Er war es, der 1913 die Tennishalle eröffnete, um den Ruf des Hauses als Ganzjahresdestination zu festigen. Auf diese Weise konnten die Gäste selbst in den kalten Wintermonaten dem Tennisspiel frönen, das damals gross in Mode war, und Spitzenspieler in Aktion beobachten.
Die Geschichte des Tennis ist Tausende von Jahren alt: Tennisähnliche Spiele waren bereits im antiken Griechenland bekannt. Der moderne Tennissport entwickelte sich aus einem französischen Handballspiel aus dem 12. Jahrhundert, das jeu de paume (Spiel der Handfläche) hiess, weil der Ball mit der blossen Hand geschlagen wurde. Saitenbespante Schläger («Rackets») wurden im 16. Jahrhundert eingeführt. Der Name «Tennis» leitet sich von tenez (halten, nehmen) ab, also von dem Moment des Aufschlags.
Tennis gewann in Frankreich, wo es von der königlichen Familie praktiziert wurde, grosse Popularität. Im Jahr 1316 soll Ludwig X. von Frankreich (auch der Streitsüchtige oder der Hartnäckige genannt) nach einem besonders anstrengenden Spiel gestorben sein.
Zwischen dem 16. und 18. Jh. stand Tennis über Frankreich hinaus bei Fürsten und Aristokraten hoch im Kurs. Bis 1875 hatte Rasentennis die Sportarten Krocket und Badminton an Popularität überholt und 1913 wurde der Internationale Rasentennisverband (ILTF) gegründet. Im selben Jahr eröffnete der Pionier Hans Badrutt seine Tennishalle im Palace in St. Moritz.
Der soeben ins Leben gerufene ILTF beschloss, drei Weltmeisterschaften abzuhalten: eine auf einem Rasenplatz, eine auf einem Hartplatz und eine auf einem Holzparkettplatz in einer geschlossenen Halle. Letztere fand 1922 im Palace statt und wurde von Henri Cochet, Nummer eins der Weltrangliste und Mitglied der berühmten ‹Vier Musketiere› aus Frankreich, die in den 1920er Jahren den Sport dominierten, gewonnen. Die Französin Germaine Golding (geborene Regnier) war Siegerin des Frauenturniers, und sowohl Cochet als auch Golding schlossen sich mit ihren Gegnern aus dem Einzelturnier zusammen und triumphierten in ihren jeweiligen Doppelspielen.
Zu den weiteren Spielern, die im Laufe der Jahre den Palace-Tennisplatz zierten, gehörten Max Décugis, ein weiterer französischer Weltmeister; Kathleen McKane Godfree, die später zur meistausgezeichnesten britischen Olympionikin wurde, und der Franzose William Laurentz, der Anfang der 1920er Jahre zu den Top 10 der Welt gehörte. Als Hans Badrutt Laurentz 1919 einlud im Palace zu spielen, kam prompt die Antwort, er könne sich die Kosten für die Reise unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Kopenhagen nicht leisten, es sei denn Badrutt reduziere den Preis auf fünf Schweizer Franken pro Tag – inklusive Wein!
Die Indoor-Anlage zog nicht nur berühmte Tennisspieler aus aller Welt an, sondern erwies sich auch als beliebte Attraktion für andere Gäste, die sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen wollten, die Stars in Aktion zu sehen. Ein zusätzlicher Anreiz also für die mondäne Gesellschaft, sich zu allen Jahreszeiten in St. Moritz einzufinden. Mit ihnen kamen weitere Sportarten: Skifahren, Polo, Pferderennen, Curling und Schlittschuhlaufen. St. Moritz wurde zu einem wahrhaften Paradies für den Wintersport.
Heute werden in der ehemaligen Tennishalle nicht mehr Aufschläge serviert, sondern feine Speisen. Die Halle wurde gegen Ende der 1950er Jahre, kurz vor dem Bau des King’s Club 1963, geschlossen. Heute beherbergt sie das Restaurant La Coupole-Matsuhisa. Doch die Tennis-Fans unter unseren Gästen kommen nicht zu kurz. Das Palace bietet Outdoor-Plätze und professionelle Trainer für alle, die ihre schlummernden Talente entdecken wollen.