In der Hotellerie zeigt sich der Unterschied zwischen guter und höchster Qualität meist an kleinen Aufmerksamkeiten und Details. Kleinigkeiten können ausschlaggebend sein, vor allem, wenn sie sorgfältig durchdacht sind und zum richtigen Zeitpunkt erfolgen. Das Gleiche gilt auch für Weihnachtskarten. Eine einfache Botschaft in einer Zeit, in der wir in Gedanken bei fernen Familienangehörigen und Freunden sind, kann selbst mitten im Winter eine warme Atmosphäre zaubern.
Das Badrutt’s Palace Hotel, das sich rühmt, für seine Gäste ein zweites Zuhause zu sein, kann auf eine lange und faszinierende Geschichte zurückblicken, in der die Liebe zum Detail mit einem ausgeprägten Sinn für Ästhetik einhergeht. Dies beweist auch die beeindruckende Kollektion von, im Auftrag des Hotels kreierten, Weihnachtskarten.
Der Ursprung dieser Tradition geht auf die Familie Badrutt zurück, die schon seit jeher Geist für Kultur und Professionalität vereinte. Johannes Badrutt schätzte Antiquitäten und vermachte seinem Sohn Caspar eine grosse Bibliothek. Hans war ein Kunstsammler mit einem ausgezeichneten Auge, und Andrea und Hans Jürg teilten das Interesse für die modernen Lithografien.
Mili Weber: eine einzigartige Künstlerin
In den Grandhotels der Belle Epoque war es üblich, für Speisekarten, Einladungen und andere Publikationen eigene Druckvorlagen in Auftrag zu geben – manche verfügten gar über eine eigene Druckerei. Und als es geboten schien, Weihnachtskarten zu entwerfen, war es für die Familie Badrutt eine Selbstverständlichkeit, alljährlich Kunstmaler und Illustratoren zu beauftragen, ganz besondere kleine Kunstwerke zu schaffen.
Eine dieser Illustratorinnen war eine Künstlerin namens Mili Weber. Die 1891 geborene Berta Emilie Weber, bekannt unter dem Spitznamen Mili, war das jüngste von sechs Kindern einer Künstlerfamilie. Sie wuchs in Biel in der Westschweiz auf und wurde von ihrer Halbschwester Anna, einer ausgebildeten Malerin, die an der örtlichen Kunstschule unterrichtete, gefördert. Die beiden zogen 1912 zusammen nach München, wo Mili eine Ausbildung an einer Malakademie absolvierte – eine Seltenheit damals, da Frauen nicht an Kunstakademien zugelassen waren. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zwang die beiden Schwestern, in die Schweiz zurückzukehren. Der Bruder Emil war damals bereits als erfolgreicher Architekt in St. Moritz tätig. So beschloss die ganze Familie Weber, ebenfalls dorthin zu ziehen. Emil erhielt kurz darauf den Auftrag, das Grand Restaurant des Badrutt’s Hotels umzugestalten.
Hans Badrutt wurde schon bald nach Milis Umzug nach St. Moritz auf sie aufmerksam. Als kultivierter Mann, der oft, Künstler mit der Gestaltung von Partyeinladungen und Menükarten des Hotels beauftragte sie ab 1925 mehrmals mit der Illustration von Weihnachtskarten. In den Archiven des Badrutt’s Palace finden sich zahlreiche Beispiele für ihre Werke, die oft Blumenkinder beim Spielen in friedlichen Naturszenen porträtieren. Darüber hinaus fand sie auch die Zeit, ein Märchenbuch zu schreiben und sogar ein Oratorium zu komponieren. Ihr Haus im Wald, am östlichen Ende des St. Moritzersees, ist heute als Museum erhalten und bietet auf Wunsch Führungen an, die einen faszinierenden Einblick in das Leben und die Werke der Künstlerin gewähren.
Neuere Auftragsarbeiten
Seitdem sind andere Illustratoren in ihre Fussstapfen getreten, so auch im 2020, als die Illustratorin Sophie Minto, für das 125-jährige Jubiläum des Hotels, eine besondere Weihnachtskarte entwerfen sollte, welche den klassischen Stil und den modernen Luxus des Badrutt’s Palace in einem Bild repräsentierten würde.
Inspiriert durch die Tower-Revue, das Gästemagazin des Hotels, setzt sich die Illustration (oben) auf subtile Weise aus einer Vielfalt von Elementen zusammen. Die Kombination aus einem prächtigen Weihnachtsbaum und einem, mit Geschenken beladenen, Schlitten stellt eine visuelle Umsetzung der Weihnachtsbotschaft dar, während ein elegant gekleideter Gast, der sich dem Rolls-Royce des Hotels nähert, ein Gefühl von Glamour vermittelt. Die Kulisse des Hotels vermittelt ein ausgewogenes Gefühl zwischen Grandezza und traditionellem Charme, wobei die Farben und die Wärme einen interessanten Kontrast zum fallenden Schnee bilden. Ein dezenter Hauch von Goldfolie, um die Kugeln am Baum und im Schriftzug der Botschaft, verleiht dem Ganzen einen Anstrich von Luxus.
Es mag eine Herausforderung gewesen sein, den Zauber des Weihnachtsfests und 125 Jahre Geschichte in eine einzige Szene zu packen, aber Minto hat das – wie so viele andere vor ihr – mit Bravour gemeistert. Jeder, der das Badrutt’s Palace schon einmal besucht hat, weiss, dass es zu Weihnachten auf unvergessliche Weise zum Leben erwacht. Karten, die diese einzigartige Atmosphäre in die ganze Welt zu tragen vermögen, sind eine gediegene und für das Badrutt’s typische Art, frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr zu wünschen.
Mehr über das Mili Weber Museum erfahren Sie hier.
