Historisches Billardzimmer Bild

Die Elektrifizierung des Badrutt’s Palace Hotel

1879 nahm das Hotel Kulm die erste elektrische Beleuchtungsanlage der Schweiz in Betrieb, eine absolute Pionierleistung für die damalige Zeit

Elektrisches Licht war eine der wichtigsten Innovationen der Belle Époque, nicht zuletzt weil es dem Teint schmeichelte – ein grosser Vorteil gegenüber dem Gaslicht, das den Gesichtern eine unnatürliche, ja gespenstische Färbung verlieh. Man denke nur an das kränklich-grüne Gesicht der Tänzerin May Milton in Henri Toulouse-Lautrecs Gemälde Im Moulin Rouge.

Die alte Beleuchtung
Skizze eines Lampenentwurfs für die Hall; Badrutt’s Palace Hotel Archiv

Caspar Badrutt installierte gegen Ende des 19. Jahrhunderts elektrische Beleuchtung, zunächst im Kulm und dann im neu erbauten Badrutt’s Palace Hotel, beide in St. Moritz. Im Dezember 1930 schrieb ein John W. Townsend einen Brief an Hans Badrutt, in dem er sich an das Ereignis erinnert:

«Ich wurde an diese Zeiten erinnert, als [Thomas] Edison kürzlich den 50. Jahrestag seiner Entdeckung der elektrischen Glühlampe feierte. Ich erinnerte mich daran, dass Ihr Vater 1879 das elektrische Licht in seinem Hotel installierte und ging meine Briefe von damals durch. Dort fand ich eine anschaulich Beschreibung des Ereignisses vom 18. Juli, als 100 Gäste beim Abendessen sassen, nichts ahnend von dem bevorstehenden Spektakel, und wie der Raum im Vergleich zu den alten, schummrigen Gaslichtern ganz plötzlich in einem hellen Licht erstrahlte. Alle erhoben sich spontan von ihren Stühlen, jubelten und jauchzten und winkten mit ihren Servietten. Es herrschte eine grosse Aufregung, denn nur wenige hatten je zuvor ein solches Licht gesehen.»

Campe & Co. Lampenkatalog
Campe & Co. Lampenkatalog, gefunden im Hotelarchiv; Badrutt’s Palace Hotel Archiv

Diese ersten Leuchten scheinen in der Familie Badrutt ein Interesse an attraktiven Lampen entfacht zu haben. Das belegen auch die Archive des Hotels, zu denen ein Lampenkatalog der deutschen Firma Campe in Berlin und die Entwürfe für die Räumlichkeiten von 1904 gehören, in denen wunderschöne Billardlampen zu sehen sind. Tatsächlich weist das Badrutt’s Palace Hotel eine erstaunliche Vielfalt von Lampen und Leuchtern auf – darunter sogar Lampenschirme in Apfel- und Pflaumenform. Wenn man heute als Gast durch die Halle und die Gänge des Hotels schlendert, entdeckt man eine grosse Zahl verschiedener Originallampen aus der Zeit zwischen 1896 und 1912.

Foyer des Badrutt's Palace Hotels 1913
Beispiele für die Lampen in Badrutt’s Palace Hotel im Jahr 1913; Badrutt’s Palace Hotel Archiv

Als das Madonnenporträt Anfang 1900 in der ehemaligen Bibliothek des Hotels seinen Platz fand, wurde auch eine spezielle Deckenleuchte installiert. Diese besteht aus einem Schirm mit einem Nachthimmel, an dem eine Reihe von einfachen eiförmigen Glaslampen baumelt. Ausserdem hängen in den Passagen über der Pförtnerloge und im Aufgang zum zweiten Stock mehrere reich verzierte Metalllampen, die ursprünglich um 1900 die Grand Hall erleuchteten.

Die seltensten Exemplare befinden sich im Embassy Ballroom. Sie wurden 1937 im neuen Festsaal montiert, allerdings verkehrt herum, damit die grossen Glaskugelschirme – damals der letzte Schrei der Innendekoration – Platz fanden. Da es heute schwierig ist, Ersatzglaskugeln für diese altmodischen Lampenhalterungen zu finden, lässt das Hotel die weissen Kugeln in der historischen Glasfabrik Glasi Hergiswil anfertigen.

Heute schmücken mehr als 20 verschiedene Lampenmodelle die Wände und Decken des Badrutt’s Palace Hotels und zeugen von der 125-jährigen Geschichte des Hauses.

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