Paar auf einem von drei Huskys gezogenen Schlitten Paar auf einem von drei Huskys gezogenen Schlitten

Spritztour durch Schnee und Eis

Steigen Sie auf einen von Huskys gezogenen Schlitten und erleben Sie den Zauber der Winterlandschaft von St. Moritz, sagt Emily Rose Mawson

Wenn Sie in diesem Winter etwas Neues ausprobieren möchten, warum nicht eine Hundeschlittenfahrt? Dieser Sport kombiniert den Nervenkitzel des Skifahrens mit der Freiheit des Fliegens und ist eine vergnügliche und faszinierende Art, die natürliche Schönheit von St. Moritz und dem Engadin im Winter aus einer neuen Perspektive zu erkunden.    

Das Hundeschlittenfahren, auch Mushing genannt, ist in den Alpen zu einer beliebten Winteraktivität geworden. Es ist ähnlich wie eine Pferdeschlittenfahrt, nur dass hier das Gefährt von Hunden gezogen wird – mindestens von einem, manchmal aber von bis zu acht nordischen Schlittenhunden. Die Schlitten sehen ein wenig aus wie ein Stuhl auf Skiern und werden von einer Art Husky gezogen. Dies sind meist Samojeden, alaskische Malamute, sibirische Huskys oder Chinooks. Sie bringen Sie praktisch überall hin: entlang von Winterwanderwegen, über zugefrorene Seen und sogar querfeldein in versteckte, abgelegene Täler. 

Man geht davon aus, dass diese Form des Transports vor 3000 bis 6000 Jahren in Alaska, Grönland, Skandinavien und Kanada zur Beförderung lebenswichtiger Güter entstanden ist. Später wurde das Hundeschlittenfahren vom Militär übernommen: Hunde waren billiger als Pferde, aber mindestens genauso gut in der Lage, grosse Lasten bei eisigen Temperaturen von einem Ort zum andern zu bringen. Bald entwickelte sich daraus ein Sport. 1908 fand in Nome in Alaska das erste Hundeschlittenrennen statt. 1990 veranstaltete die International Federation of Sleddog Sports (IFSS) in St. Moritz die ersten Weltmeisterschaften im Schlittenhundesport mit einer imponierenden Zahl von 113 Teilnehmern.

Eine Aktivität für alle

«Diese Hunde lieben es, sich im Schnee zu bewegen und den Schlitten ziehen – sie würden alles für Sie tun», erklärt Karin Merki von Husky Engadin in Silvaplana, in der Nähe von St. Moritz. Sie arbeitet mit einem Team von vier sibirischen Huskys. «Bevor wir losfahren, sind die Hunde laut und aufgeregt, aber beim Laufen sind sie ruhig. Manchmal mache ich Nachttouren, wenn der Vollmond über dem zugefrorenen See scheint und man nichts als den Schnee unter den Kufen und das Atmen der Hunde hört. Das ist ein wundervolles Erlebnis.»

Kein Wunder, dass Hundeschlittenfahrten gut für Körper und Geist sind. Studien haben gezeigt, dass der Sport die kardiovaskuläre Kondition verbessert und das parasympathische Nervensystem aktiviert: Schlittenhunde sind Arbeitshunde, aber sie spielen auch gerne und sind empfänglich für Zuwendung. Tatsächlich sei eine der wichtigsten Eigenschaften von Schlittenhunden ihre Kontaktfreudigkeit, so Merki.

Das Beste am Hundeschlittenfahren ist, dass es für jeden geeignet ist, auch für sehr kleine Kinder und Menschen mit Behinderungen. «Ich habe einmal ein sechs Monate altes Baby mitgenommen – es fuhr mit seiner Mutter auf dem Schlitten», sagt Merki, die die Touren an die Bedürfnisse und Erfahrungen ihrer Kundschaft sowie an ihre persönliche Fitness und ihre Fähigkeit im Umgang mit Hunden, anpasst. «Wenn jemand keinerlei Erfahrung mitbringt, machen wir eine leichtere Tour. Für Sportlichere fahren wir in die Berge, bei gutem Schnee sogar für einen halben Tag.» Erfahrene Gäste können den Schlitten selbst führen, anderenfalls steht Merki auf den Skiern hinter dem Sitz und übernimmt das «Mushing». Auf ein paar einfachen Kommandos («hike» zum Loslaufen und «easy» zum Anhalten) reagieren die Huskys sehr schnell. Über kurze Strecken können sie sehr schnell laufen – bis zu 32 Kilometer pro Stunde. Aber den grössten Teil der Tour laufen sie in einem gemütlichen Tempo. 

Unvergessliche Abenteuer

«Husky Engadin» startete vor zwei Jahren und ist derzeit der einzige lokale Anbieter von Hundeschlittentouren. Der Betrieb ist von Mitte Dezember bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Schnee im Frühling zu matschig wird, in der Regel Anfang April, geöffnet. Es ist wichtig, sich warm anzuziehen: idealerweise eine Skihose und eine Skijacke, mit mehreren Schichten Pullover darunter. Schneestiefel und Handschuhe sind unerlässlich und, für die morgendlichen Touren, eine Sonnenbrille.

Zu Merkis Lieblingsrouten gehören die Überquerung der zugefrorenen Seen von Sils und Maloja, die Tour von Sils nach Furtschellas und Surlej und die Fahrt durch das spektakuläre Tal zum Morteratschgletscher, der von den Bernina-Alpen umgeben ist. Sie bietet auch Wanderungen und Schneeschuhtouren in Begleitung ihrer Huskys an. Am liebsten fährt sie früh morgens oder abends Schlitten, weil «es so wunderbar ruhig, beinahe mystisch» ist. 

Eine Fahrt mit dem Hundeschlitten könnte sehr wohl das denkwürdigste Erlebnis Ihres Winterurlaubs sein. Wie Merki es ausdrückt: «Es ist das Gefühl der Freiheit. Sie haben das Gefühl, Sie könnten fliegen. Allein zu sein in einer absolut atemberaubenden Natur: Das bedeutet Frieden, Glück und Freude.»

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