Die Jahreszeiten ändern sich. Die Silhouetten ebenso. Trends kommen und gehen. Aber im Auge des Orkans der Haute Couture gibt es eine Handvoll Designs, die es geschafft haben, kurzlebige Modeerscheinungen links liegen zu lassen und immer en vogue zu bleiben. Der Star unter ihnen? Die It-Bag. Nein, wir sprechen hier nicht von den übertrieben glamourösen Versionen, die als typische Embleme ihrer Ära stehen, sondern von den klassischen Pieces, die ihre Faszination mit zunehmendem Alter nicht verlieren sondern zu wahren Objekten der Begierde werden. Die Evergreens. Die Stilikonen. Diese Taschen brauchen nicht vorgestellt zu werden. Man erkennt sie sofort an ihrem Namen – wie Beyoncé oder Britney.
Kultige Fashion-Favoriten
Ein typisches Beispiel dafür ist die Baguette. Inspiriert von der nonchalanten Art und Weise, wie die Französinnen ihr Stangenbrot unter den Arm klemmen, ist das kompakte Design von Fendi nicht nur ein legendäres Kultobjekt, sondern auch ein Teil der Popkulturgeschichte. Seine enorme Popularität ist dafür verantwortlich, dass der It-Bag-Wahn der Nullerjahre überhaupt in Gang kam, und die Baguette in der US-Serie Sex in the City eine prominente Nebenrolle spielte. Im Jahr 2022 feierte sie ihr 25-jähriges Bestehen: Silvia Venturini Fendi veranstaltete eine Baguette-Geburtstagsparty. Unter den prominenten Gästen waren Kate Moss, Kim Kardashian und – selbstverständlich – Sarah Jessica Parker, die die Tasche neu interpretierte. Genauso wie Marc Jacobs und ganz besonders bemerkenswert Tiffany & Co. (die Variante in Vergissmeinnicht-Blau wird schon jetzt als die Tasche des Jahres 2023 gehandelt). Nicht schlecht für ein Design, das ein Vierteljahrhundert alt ist.
Doch was macht eine Tasche nicht nur zu einem vorübergehenden Kassenschlager, sondern zu einem echten Klassiker? Ein gewisser schlichter Minimalismus – wie die kleine rechteckige Form der Baguette – ist von Vorteil, denn nichts veraltet so rasch wie extravaganter Schnickschnack. Ebenfalls wichtig ist ein durchdachtes kunstvolles Design, aber auch hervorragende Handwerkskunst gehört dazu. Eine Hermès Birkin zum Beispiel erfordert nicht weniger als acht Stunden akribischer Handarbeit, während eine Chanel 2.55 rund 180 verschiedene Arbeitsschritte umfasst – insgesamt 18 Stunden.
Damit eine Tasche sich wirklich einen Platz in der Liga der aussergewöhnlichen It-Bags ergattert, muss sie eine gewisse kulturelle Bedeutung aufweisen, damit sie sich in unserem kollektiven Gedächtnis verankert. Die Gucci Jackie, die erstmals in den 1950er-Jahren auf den Markt kam (ursprünglich unter dem Namen Gucci Constance) war nichts weiter als eine schicke Umhängetasche. Zu Berühmtheit gelangte sie erst, als Jackie Kennedy sie 1970 als Schild gegen die zudringlichen Paparazzi benutzte. Heute ist das Design einer der prägendsten Stile des italienischen Modehauses, und seine Neuinterpretationen – zuerst von Tom Ford im Jahr 1990, zuletzt von Alessandro Michele – haben dafür gesorgt, dass sie niemals vom Moderadar verschwand. In dieser Saison wirkt die beschwingte, halbmondförmige Form noch aktueller, und die neuesten Modelle – versehen mit übergrossen Ösen oder mit handbemalten botanischen Motiven – sind echte Sammlerstücke.
Ikonische Stil-Silhouetten
Die Dior Saddle profitiert von ihrer augenfälligen, fast eigenwilligen, Silhouette. Erstmals 1999 von John Galliano präsentiert, wurde das vom Reitsport beeinflusste Design von Kreativchefin Maria Grazia Chiuri aus dem Archiv geholt und in einer neuen Version 2018 auf den Laufsteg geschickt. Es verwundert nicht, dass die ikonische Form nach all den Jahren sofort wiedererkannt wurde. Und Dior kann nicht nur mit diesem einen Star auftrumpfen: Die Lady Dior mit ihrer kastenförmigen Form ist ebenso beliebt. Sie wurde als Geschenk für Prinzessin Diana angefertigt und ist das raffinierte und ultrafeminine Gegenstück zur kantigen Coolness der Saddle.
Wie die Jackie von Gucci, wurde auch die Louis Vuitton Speedy lange nach ihrem ersten Auftritt populär, genauer gesagt, nach 35 Jahren, als die unvergleichliche Audrey Hepburn – die häufig im Badrutt’s Palace weilte – sie 1965 zu tragen begann. Die Zusammenarbeit der Marke mit dem japanischen Künstler Takashi Murakami im Jahr 2003 verhalf der Tasche zu neuen Höhenflügen (und führte dazu, dass Vogue sie zur wichtigsten Modepartnerschaft des Jahrzehnts erklärte). Trotz ihrer grossen Beliebtheit vor fast 20 Jahren ist sie heute so zeitlos wie eh und je. Wie kommt das? Nun, wie Audrey Hepburn einmal sagte: «Eleganz ist die einzige Schönheit, die nie verblasst», und die kompakte Silhouette der Speedy ist zweifellos von höchster Eleganz.
Die neuen It-Bags
Doch nicht alle It-Bags sind so altehrwürdig. Die Serpenti von Bulgari mit dem treffenden Namen Forever, die aufgrund ihres edlen Schlangenkopfverschlusses wie ein Erbstück wirkt, ist 10 Jahre alt, während die Puzzle von Loewe mit ihrer raffinierten juwelenähnlichen Konstruktion ihren siebten Jahrestag feiert und die kultige Cassette von Bottega Veneta, die ein überdimensioniertes, für das Haus symbolischen Intreccio-Flecht-Design aufweist, gab ihr Debüt vor drei Jahren.
Und obwohl es keine wissenschaftliche Formel gibt, um die nächste It-Bag vorherzusagen, wurde die Wander von Miu Miu dank ihrer raffinierten Croissant-Silhouette und dem wunderschön gearbeiteten und zeitlosen gesteppten Matelassé-Leder als die «One-to-Watch» der AW22-Laufstege gehandelt. Wird sie eine Tasche für die Zukunft sein? Das wird sich zeigen.
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