Es gibt wohl kaum jemand, der sich von den unberührten Pisten, der spektakulären Seenlandschaft und der frenetischen Après-Ski-Szene von St. Moritz nicht in gute Laune versetzen liesse. Doch Alexandre Fauvet, der nicht nur ein begeisterter Skifahrer ist, sondern auch CEO des traditionsreichen Skibekleidungslabels Fusalp, hat mehr als gute Laune – er ist euphorisch. «Es ist fantastisch, St. Moritz wieder so lebendig zu sehen», sagt er. Und meint damit nicht nur das Geschäft in seiner Boutique an der Via Serlas vis-à-vis dem Badrutt’s Palace Hotel in diesem ultimativen Wintersportort. «Die letzte Zeit hat uns vor Augen geführt, wie wichtig es ist, in der Natur zu sein», führt er aus, «uns zu entspannen und die Dinge zu tun, die uns am Herzen liegen».
Und auch während der Pandemie hat das Team von Fusalp den Blick in die Zukunft gerichtet. «Wir sind positiv geblieben», strahlt er. «Wir wussten, dass wir besser als zuvor zurückkommen würden.» Fauvet leitet die äusserst erfolgreiche Neuausrichtung auf Konfektionskleidung und hat ein in hochmodernes Labor für Bekleidungstechnologie am Hauptsitz im französischen Annecy eröffnet. Viele Stunden lang stöberte er in den Archiven des Unternehmens nach Material, um einen stilvollen Bildband zusammenzustellen, mit dem das 70-jährige Bestehen des Unternehmens im Jahr 2022 zelebriert wird.
Das Buch, The Joy of Movement von Mohamed El Khatib, erzählt die Geschichte und das Erbe von Fusalp anhand von Archivbildern («auch wenn das Styling retro wirkt, inspirieren die Stücke auch heute noch durch ihre Modernität»), alten Werbeanzeigen und Interviews mit Mitarbeitenden sowie Spitzensportler*innen, mit denen das Unternehmen im Laufe der Jahre zusammengearbeitet hat. Hier sei nur so viel verraten: Die Geschichte ist faszinierend.
Ikonisch und innovativ
Fusalp wurde 1952 im Herzen der französischen Alpen von zwei Schneidermeistern gegründet, beides begeisterte Skifahrer. Sie wollten feine, elegante Schnitte mit High-Performance-Textilien und einem körperbetonten, stromlinienförmigen Design vereinen. Der Schlüssel zum Erfolg des Unternehmens war immer schon Innovation: In den 60er Jahren erfand es die erste Steg-Skihose, und in den 70er Jahren wurden seine Ski-Outfits zum Goldstandard für Spitzensportler und zur Lieblingsmarke finanzkräftiger Skiläufer in den mondänen Wintersportregionen Europas.
In der Zeit bis 2013 wechselte die Marke mehrfach den Besitzer und zehrte dabei von ihrem früheren glorreichen Ruf. Diesen wollte die Familie Lacoste mit dem Erwerb der Mehrheitsbeteiligung wiederherstellen. Fauvet, ehemals Executive Vice President bei Lacoste, wurde zum CEO ernannt und Mathilde Lacoste, die langjährige Lacoste-Designerin, zur Kreativdirektorin. «Wir arbeiten schon so lange zusammen, dass wir uns wie eine Familie fühlen», so Fauvet.
Der Umschwung der Marke ist bemerkenswert. In der Wintersaison 2021–22 hat sich der Umsatz mehr als verdoppelt. Für 2022 hat das Unternehmen eine Reihe von Kooperationen geplant, die auf die beiden Capsule-Kollektionen mit dem französischen Modehaus Chlóe folgen. «Wir sind jetzt mutiger, wenn es darum geht, aus unserer Komfortzone herauszukommen», sagt Fauvet. «Fashion-Kooperationen erlauben es uns, Style auf eine wirklich kompromisslose Weise zu erkunden.»
Der Modus Operandi von Fusalp bestand schon immer darin, einen zeitgemässen Stil mit Zeitlosigkeit zu verbinden. Man nehme als Beispiel den jungen norwegischen Skirennläufer Kaspar Kindem, der mit Stolz die Fusalp-Jacke seines Grossvaters aus den 1970er Jahren trägt. «Wir hören viele solcher Geschichten», sagt Fauvet. «Unsere Kunden schicken ihre ‹antiken› Fusalp-Kleidungsstücke sogar zur Reparatur an uns zurück, damit sie sie auch weiterhin tragen können. Das sagt viel darüber aus, wie gut sie gemacht sind.» Das Unternehmen ist so sehr auf die Langlebigkeit seiner Outfits bedacht – und so überzeugt von seinen Qualitätsstandards –, dass es jetzt eine fünfjährige Garantie auf neue Artikel und eine lebenslange Reparaturgarantie gewährt.
Die Designphilosophie des Unternehmens lässt sich nach seinen Worten mit «beau et bon» zusammenfassen, also «schön und gut». Für ihn heisst das: «multifunktional». So hat beispielsweise eine Damenjacke der Frühjahrskollektion einen schlanken, figurbetonten Schnitt, der durch ein innovatives, nur wenige Zentimeter dickes Material ermöglicht wird. Sie wurde für Temperaturen von bis zu -10° Celsius getestet, und bietet denselben Schutz wie ein dick wattierter Mantel. «Und das ist erst der Anfang», fügt er hinzu. «Als Nächstes arbeiten wir an einer Oberbekleidung, die sich über Bluetooth automatisch an die Aussentemperatur anpasst.»
Kaspar Kindem Britisches Skiteam in Fusalp-Kleidun Dave Ryding bei der Abfahrt in Kitzbühel 2022
Förderung von Spitzenskifahrern
Die Partnerschaft von Fusalp mit Weltklasse-Rennskiläufern ist ein weiterer Aspekt, den das Team wieder aufleben lassen will. Im Jahr 2019 rief das Unternehmen das Programm «Young Champions» ins Leben, das junge Sportler durch Meisterkurse und Mentoring mit bestehenden Fusalp-Ambassadors wie dem ehemaligen Olympiasieger Antoine Dénériaz unterstützt. Die Sportler testen auch neue Produkte und liefern Feedback. «Sie geben uns wertvolle Anregungen und treiben uns zu ständigen Verbesserungen an», sagt Fauvet.
Fusalp ist seit kurzem offizieller Ausrüster der britischen alpinen und para-alpinen Skimannschaften. «Zu sehen, wie Dave Ryding im Januar in Kitzbühel die erste Goldmedaille im alpinen Skiweltcup für Grossbritannien gewann, war unglaublich aufregend», sagt Fauvet. «Wir sind echt gespannt, was er bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking erreichen kann.» Es war in der Tat ein stolzer Moment. «Zu Beginn der Saison sagten uns Dave und der Rest des Teams, wie wohl sie sich in unseren Skianzügen fühlten», fügt er hinzu. «Dass sie ihnen mehr Selbstvertrauen gäben. Das mag nur eine Kleinigkeit sein. Aber wir alle wissen, dass Skifahren ein Sport ist, bei dem Selbstvertrauen alles ist.»
Lindsay Macpherson ist freiberufliche Modeschriftstellerin in Grossbritannien und Fashion Features Editor bei s Magazine. Weitere Informationen über Fusalp finden Sie unter fusalp.de