Piranesi Farbedelsteine

Warum unser Herz für Farbedelsteine schlägt

Von weinfarbenen Amethysten bis hin zu schillernden Smaragden und strahlenden Rubinen – farbige Steine feiern ein Comeback, verrät Miriam Hajibay, Chefin bei Piranesi, im Gespräch mit Rachael Taylor

Die Mode hat in letzter Zeit die Rolle eines Serotoninanregers übernommen. Denn um die düsteren Tage des pandemiebedingten Lockdowns etwas aufzuhellen, greifen wir gerne zu einem flauschigen Kaschmirpulli oder einem farbenfrohen Seidenschal. Doch das Beste aller Wohlfühl-Accessoires ist natürlich ein Schmuckstück mit Farbedelstein.

Miriam Hajibay mit ihrer Familie
Miriam Hajibay (Mitte) mit ihrer Familie

«Während der Pandemie haben uns Farbschmucksteine Glamour, Glanz, Glück und Energie gespendet», sagt Miriam Hajibay, Präsidentin und Designerin des Luxus-Schmuckhauses Piranesi, die bei ihrer Familie und besonderen Kunden als Mimi bekannt ist. «Ich habe meine Kund*innen immer wieder angeregt, ihre Edelsteine zu Hause zu tragen und die Schönheit und Ausstrahlung, die sie verströmen, auf sich wirken zu lassen.»

Luxus-Kettenarmbänder
Kettenarmbänder aus der Mosaique-Kollektion

Auf die Wintersaison 2020/21 eröffnete das Schmuckhaus Piranesi eine eigene Boutique im Badrutt’s Palace Hotel und brachte ein magisches Füllhorn an Juwelen in vielen Farben mit. Seit der Urgrossvater von Hajibays Ehemann 1845 in Mailand sein Geschäft eröffnete, versorgt die Juwelierfamilie ihre Kund*innen, zu denen auch Hollywood-Schauspielerin Elizabeth Taylor gehörte, die gerne im Badrutt’s Palace abstieg, mit Schmuckstücken, die mit den wertvollsten und glänzendsten Steinen der Welt verziert sind.

In der Piranesi-Boutique finden Sie exklusive Schmuckstücke, die als Hommage an die Architektur und idyllische Lage des Hotels entworfen wurden. Hier werden Sie auch die neu eingeführte Mosaique-Kollektion entdecken, die die Leidenschaft der Familie für Farben perfekt widerspiegelt und jedes Herz höher schlagen lässt. Blütenblätter aus Gold in floralen Formationen, Kuppelringe und Statement-Hoop-Ohrringe erstrahlen mit pavégefassten Edelsteinen, darunter intensiv-grüne Tsavorit-Granate oder Smaragde, zart-rosa Saphire und dunkelviolette Amethyste. «Die DNA unseres Hauses sind aussergewöhnliche Farbedelsteine, die wir in den unterschiedlichsten Interpretationen zum Leben erwecken», sagt Hajibay, die jeden einzelnen höchst persönlich auswählt, um sicherzustellen, dass die Stücke aus nachhaltiger Produktion stammen.

Saphir- und Smaragdringe
Dreisteinige Saphir- und Smaragdringe aus der Classico-Kollektion

Auch wenn ihre Popularität durch die Pandemie ganz besonders stark angeheizt wurde, zeichnete sich bereits in den Jahren zuvor ein deutlicher Anstieg in der Nachfrage nach Steinen in hellen, sonnigen Farbtönen ab. Die Schaufenster der Juwelierläden, in denen früher monotone Diamant-Glitzertöne vorherrschten, erstrahlen jetzt in schillernden Regenbögen aus Rubinen, Saphiren und Smaragden. Auch weniger bekannte Steine, welche die Gemmologen als Halbedelsteine einstufen – obwohl dieser Begriff inzwischen kaum noch verwendet wird – sind auf dem Vormarsch. Das beste Beispiel ist der Paraiba-Turmalin, ein elektrisch-neonblauer Edelstein, der in Brasilien und Mosambik vorkommt. Sein Preis ist in die Höhe geschnellt, seit renommierte Häuser wie Cartier und Van Cleef & Arpels darum kämpften, ihn in die Kollektionen der High-Jewellery aufzunehmen.

Auf dem Auktionsmarkt – einem verlässlichen Barometer für die Schmucknachfrage – sind die Preise für Edelsteine in den begehrtesten Farbtönen in die Höhe geschossen. Im November 2020 wurde der rosafarbene 14,83-Karat-Diamant «Der Geist der Rose» für 26,6 Millionen US-Dollar bei Sotheby’s versteigert. Im selben Monat erzielte bei Christie’s ein Smaragdcollier von Boghossian einen Preis von 7 Millionen US-Dollar und wurde damit zum teuersten Collier aus ungeöltem Smaragd in einer Auktion.

«Der Seltenheitsfaktor ist zweifellos ein ganz grosser Anreiz», sagt Jean Ghika, Global Director of Jewellery bei Bonhams, über die Verlockung, die von farbigen Edelsteinen ausgeht: «Die Käufer*innen sind erpicht auf die besten Exemplare der begehrtesten und rarsten Steine, seien es Kaschmir-Saphire, Burma-Rubine oder ölfreie Smaragde, die sie vielleicht nie wieder zu Gesicht bekommen werden.»

Rubin- und Diamantohrringe
Rubin- und Diamant-Ohrringe aus der Kollektion The Masterpieces

Während die Seltenheit und das Investment an der Spitze des Marktes sicherlich ein entscheidender Faktor sind, spielt noch ein anderer Aspekt eine Rolle. Nämlich ganz einfach der, dass Farbe Wohlbehagen vermittelt. Seit unser Leben durch die Pandemie komplizierter geworden ist, hat sich die stimmungsaufhellende Farb- oder Chromatherapie zu einem beliebten Mittel gegen Melancholie entwickelt. Lichttherapie mit verschieden farbigen Lampen wird inzwischen für Gesichtsbehandlungen von Sonnenschäden bis hin zu Rosacea erfolgreich eingesetzt, und die Mode hat sich von ihrem Schwarz-ist-das-neue-Schwarz-Klischee verabschiedet. Die Couture-Kollektionen des Frühjahrs 2021 von Häusern wie Chanel, Giambattista Valli und Valentino lebten von aufregenden Rottönen und grellem Neonpink, durchmischt von beruhigenden Pastellfarben und fröhlichen Gelbtönen.

Doch farbigen Schmucksteinen wird eine noch viel stärkere metaphysische Neuausrichtung zugeschrieben als einem modisch bunten Kleid oder einer luxuriösen Handtasche. Schon die alten Ägypter und die Römer wussten um die Heilkräfte der Edelsteine. Der Aquamarin zum Beispiel soll Seeleute schützen, aber auch die gelegentlich turbulenten Gewässer der Ehe besänftigen. Der Amethyst soll der Trunkenheit entgegenwirken und zu einem guten Schlaf verhelfen. Smaragden wird nachgesagt, sie könnten gebrochene Herzen heilen.

Hajibay hat jedoch eine eher pragmatische Erklärung dafür, warum diese Steine bei Schmuckliebhabern so begehrt sind. «Der erste Kauf ist immer ein Diamant», sagt sie. «Und sobald man einen Diamanten sein eigen nennt, beginnt das Herz sich nach farbigen Steinen zu sehnen und man lernt zu schätzen, wie einzigartig jeder Stein ist, und wie er seine eigene Geschichte durch seine Farben erzählt.»

Diese Einzigartigkeit ist es, die Hajibay bei der Beschaffung der Edelsteine für die Piranesi-Schmuckdesigns anstrebt: «Es kann die Farbe sein, der Schliff, die Brillanz des Steins oder auch die Einschlüsse», erklärt sie. Sie sucht ausserdem nach Edelsteinen, die ihren Farbton ohne fremde Hilfe erlangt haben; viele Edelsteine von geringerer Qualität lassen sich behandeln, um eine bestimmte Farbe zu erreichen, etwa durch die Zugabe von Öl, um grünere Smaragde zu erzeugen, oder das Erhitzen von Saphiren oder Rubinen für einen satteren Farbton.

Smaragd- und Diamantohrringe, inspiriert von St. Moritz
Smaragd- und Diamant-Ohrringe, inspiriert von St. Moritz

Während sich Farbsteine in den letzten Jahren als robuste Investition erwiesen haben, rät Hajibay dennoch, aus Liebe zu kaufen, nicht wegen des Geldes. Selbst eine grosse Liebhaberin farbiger Steine, ist ihre neueste Errungenschaft ein 28,73 Karat schwerer, unerhitzter blauer Saphir im Smaragdschliff aus Burma, gefasst in einen Platinring, derzeit in der Badrutt’s Palace Boutique ausgestellt. «Ich rate meiner Kundschaft immer, das zu kaufen, in das man sich verliebt», sagt sie. «Bei einem Edelstein handelt es sich nicht bloss um eine Investition, vielmehr ist es eine Liebesbeziehung.» Und in der Tat scheint es, dass solche seltenen und wunderschönen Schätze genau den Dopamin-Schub liefern, den wir alle gerade so nötig brauchen.

Rachael Taylor ist eine Autorin, Redakteurin und kreative Beraterin in Sachen Schmuck.

Weitere Kategorien

Kunst & Kultur

Essen & Trinken

Wellness & Sport

Leben & Stil

Tradition & Geschichte

Menschen & Ereignisse