Von Fitnessstudios für zu Hause über Peloton-Challenges und anderen Aktivitäten, mit denen wir die durch die Arbeit im Homeoffice gewonnenen Stunden füllen – pandemiebedingt haben wir angefangen, uns vermehrt auf unser Wohlbefinden zu konzentrieren. Ein Sektor, der sich dies zunutze gemacht hat, ist der Sektor der ‹funktionellen Getränke›, auch bekannt als ‹Wellness-Getränke›.
Acht Glas Wasser pro Tag sind offenbar nicht gut genug für die Konsumenten. Marktforschungsergebnisse zeigen, dass viele sich Premium-Erfrischungsgetränken zugewandt haben, von denen man sich zusätzliche ‹funktionelle› Vorteile verspricht.
Dr. Stacey Lockyer, leitende Ernährungswissenschaftlerin bei der British Nutrition Foundation, erläutert: «Es handelt sich hier nicht um einen klar definierten Begriff. Aber als funktionell werden meist solche Produkte bezeichnet, die bestimmte Zusätze enthalten, deren gesundheitlicher Nutzen über die Nährstoffe eines regulären Nahrungsmittels hinausgeht.»
Wenn Sie bei Google nach ‹Wellness-Drinks› suchen, werden Sie mit einer Flut von Bildern von bunten Flaschen konfrontiert, die offenbar ewiges Leben in wenigen Schlücken bieten. Da gibt es Kombucha, ein sprudelndes Getränk aus fermentiertem grünem oder schwarzem Tee, das gut für die Verdauung sein soll und obendrein energiefördernd wirkt; Kefir (fermentierte Ziegen- oder Kuhmilch mit einem hohen Gehalt an Nährstoffen und Probiotika), der angeblich die Darmtätigkeit anregt; Apfelessig (fermentierte Äpfel), der ebenfalls der Darmgesundheit zuträglich sein soll; CBD-Getränke, deren Hauptwirkstoff Cannabis Stress abbauen soll, und vieles mehr.
Auch bei den Einkaufstrends zeigt sich deutlich die Beliebtheit der Wellness-Getränke. Grand View Research schätzte den Wert des globalen Kombucha-Markts im Jahr 2019 auf 1,67 Milliarden USD und sagt voraus, dass er bis 2027 voraussichtlich auf 7,05 Milliarden USD ansteigen wird. Der globale Kefir-Markt wird laut Statista bis 2023 vermutlich 1,85 Milliarden USD erreichen.
Aber bringen diese Gesundheitselixiere wirklich alles, was sie versprechen, von der Stärkung des Immunsystems über die Bekämpfung von Müdigkeit bis hin zur Unterstützung des Schlafs?
Dr. Lockyer erklärt, dass für die Zulassung einer gesundheitsbezogenen Angabe die wissenschaftlichen Beweise von Fachleuten auf diesem Gebiet sorgfältig geprüft werden müssen. «Derzeit gibt es in Großbritannien oder der EU keine zugelassenen gesundheitsbezogenen Angaben für Kombucha, Apfelessig, Matcha-Tee oder CBD (Cannabidiol) an sich. Manche Produkte werden jedoch unter Verwendung ausreichender Mengen an zugesetzten Inhaltsstoffen hergestellt, die zugelassene Angaben enthalten, wie z. B. Zink mit 18 zugelassenen gesundheitsbezogenen Angaben, darunter ‹Zink trägt zur normalen Funktion des Immunsystems bei›.»
Jedes Mal, wenn ein Gesundheitstrend für Aufsehen sorgt, ist es hilfreich, den Ursprüngen genauer nachzugehen. Tatsächlich ist die Idee, Speisen oder Getränken natürliche Zutaten beizumischen, um Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern, Jahrhunderte alt und in vielen Kulturen hoch angesehen. Darunter befinden sich auch manche natürliche Zutaten, die wir mühelos in unser tägliches Leben einbauen können, ohne ein Getränk aus dem Regal kaufen zu müssen.
Martha Wiedemann ist stellvertretende Direktorin und Wellness-Beraterin im Badrutt’s Palace Hotel in St. Moritz und eine führende ayurvedische Ernährungsberaterin. «Die ayurvedische Sichtweise konzentriert sich auf verschiedene Inhaltsstoffe, die zu einem Aufguss zusammengestellt werden können. Diese Aufgüsse können dazu beitragen, den Schlaf zu verbessern, die Verdauung zu fördern, den Stoffwechsel anzuregen oder zu entschlacken und zu entgiften», erklärt sie.
Die ayurvedische Diät ist weniger eine Diät als vielmehr eine Lebensweise, wobei es wichtig ist, wie und was wir trinken.
Frau Wiedemann fügt hinzu: «Getränke sollten am besten warm oder bei Körpertemperatur getrunken werden. Vermeiden Sie eisgekühlte Getränke, da der Körper diese erst auf Körpertemperatur bringen muss, bevor er sie aufnehmen kann, und kalte Flüssigkeiten führen zu Stagnation. Somit stören sie den natürlichen Prozess der Verdauung und Ausscheidung.»
Ein weiteres einfaches Getränk, bei dem Aufgüsse verwendet werden, ist Tee. Kasim Ali, der Gründer von Waterloo Teas, dem größten unabhängigen Spezialtee-Importeur im Vereinigten Königreich, hat festgestellt, dass immer mehr Menschen nach Tees suchen, die das Wohlbefinden fördern: «Der Trend geht eindeutig weg von Schwarztee mit Milch hin zu Wellness- und Kräutermischungen. Viele Konsumenten suchen nach Produkten, die ihr Immunsystem stärken, wie Kurkuma, Ingwer und Vitamin C. Uns fällt auf, dass immer mehr Menschen nicht nur über Geschmack und Aroma, sondern auch über die wohltuende Wirkung des Tees nachdenken, den sie wählen.»
Frau Wiedemann rät, je nach Tageszeit unterschiedliche Getränke einzunehmen, um bestimmte Wirkungen zu erzielen. «Spülen Sie Ihren Körper morgens mit Wasser, dem Sie frischen Zitronensaft zugeben. Entsaften Sie die Zitrone sofort nach dem Aufschneiden», so ihre Empfehlung. «Zitrone wirkt reinigend und stellt ein Gleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt her.»
«Wenn Sie unter Verdauungsproblemen leiden, sollten Sie eine halbe Stunde vor einer Mahlzeit nichts und während der Mahlzeit so wenig wie möglich trinken, da dies die natürlichen Verdauungsflüssigkeiten des Körpers verdünnt.»
Und Ingwer unterstützt die Verdauung: «Geben Sie einen Löffel Spirulina-Pulver und frische Korianderblätter dazu, um die Ausscheidung von Schwermetallen aus dem Körper zu unterstützen», fügt Frau Wiedemann hinzu.
Doch was auch immer wir trinken, um unsere Gesundheit zu fördern – wir sollten immer auch normales Wasser (bei Körpertemperatur) zu uns nehmen. Dr. Lockyer teilt diese Ansicht: «In den meisten Fällen ist das beste Getränk ganz normales Wasser, da es unseren Körper kalorienfrei mit Flüssigkeit versorgt.»