Was erwartet die Besucher beim Mountainbiken im Engadin?
«Das Paradies», sagt Alexandra Nemeth, die Mountainbiketouren in der Region leitet. «Sie können Waldwege befahren, entlang malerischer Bergseen, ganz nahe von Gletschern und schneebedeckten Gipfeln, und treffen auf Murmeltiere, Rehe und Eichhörnchen. Kann schon sein, dass Lunge und Beine gelegentlich brennen, aber das spektakuläre Panorama macht alles wett.»
Wenn es um die schönsten Aussichten geht, kennt Nemeth sich bestens aus. Sie begann sich für das Mountainbiken zu begeistern, nachdem sie die «Seven Summits», die höchsten Gipfel auf jedem der sieben Kontinente, erfolgreich erklommen hatte: «Das Mountainbiken kam für mich ganz natürlich und ich habe mich schnell als Leader qualifiziert. Zuhause in England googelte ich eines Tages nach Marathonläufen in der Schweiz und auf der Website des Rennens waren Bilder vom Silvaplanersee und den umliegenden Bergen zu sehen. Der Anblick verschlug mir buchstäblich die Sprache – was für eine sagenhafte Landschaft! Mit zwei Bikes und einer Bergsteigerausrüstung im Auto zog ich einen Monat später von London in die Schweizer Alpen. Für mich war das Engadin Liebe auf den ersten Blick.»
Nemeth kennt keine bessere Möglichkeit, um die Gegend zu erkunden: «Biking ist eine fantastische Art, das Engadin zu erkunden, weil man wesentlich grössere Strecken zurücklegt als zu Fuss und weil es einen wirklich mit der Natur verbindet. Man kommt auch ziemlich hoch hinauf und hat einen herrlichen Blick auf die Berge und das Tal. Ausserdem ist es ein fantastisches Workout! Natürlich kann man auch eine Seilbahn nehmen, um in die Höhe zu kommen.»
Für das Mountainbiken im Engadin ist eine gewisse Grundkondition erforderlich, aber es ist für jede(n) etwas dabei. Wie Nemeth sagt, kann man sich bequem mit der Seilbahn in die Höhe bringen lassen, um dann die steile Abfahrt zu geniessen, aber auch in den unteren Höhenlagen gibt es zahlreiche Trails und Aussichtspunkte, an denen man anhalten und eine Verschnaufpause einlegen kann.
«Meine Touren sind komplett massgeschneidert, damit die Fahrer den grösstmöglichen Spass haben».
Man könnte meinen, dass Mountainbiken im Engadin eine Sommeraktivität ist, aber das ist nicht der Fall.
«Natürlich sind die Sommermonate aufgrund des Wetters und der längeren Tage mit mehr Licht ideal, auch wenn im August auf den Bergpfaden oft noch Schnee liegt. Aber wenn Sie eine ganz spezielle Erfahrung machen wollen, empfehle ich Ihnen eine Fatbike-Tour [Fahrräder mit breiten Reifen, die mit niedrigem Druck fahren] im Winter. Das ist ein Riesenspass und man kann über die zugefrorenen Seen fahren – über den St. Moritzersee und den Silvaplanersee zu radeln ist ein Abenteuer für sich», schwärmt Nemeth.
«Meine Lieblingszeiten sind jedoch Ende Juni/Anfang Juli und Ende September/Anfang Oktober. Da sind weniger Wandernde und Biker auf den Trails, die Luft ist frisch und die Landschaft unglaublich farbenprächtig. Im Herbst sind die Berggipfel weiss, die Seen türkis und die Wälder golden – das nennt man die ‹Engadiner Farben› und es ist wirklich zauberhaft.»
Wenn Sie im Engadin Mountainbike fahren wollen, können Sie Ihr eigenes Rad mitbringen, aber Sie müssen sicherstellen, dass die Kette geschmiert ist, die Reifen den richtigen Druck haben, die Bolzen und Schrauben fest sitzen, die Federung funktioniert und die Bremsbeläge gut funktionieren. Oder Sie mieten ein Bike in einem der Geschäfte vor Ort. Die Mitarbeiter sorgen dafür, dass die Grösse richtig für Sie und das Bike perfekt für die geplante Strecke ist.
Im Winter brauchen Sie zum Mountainbiken auch warme Kleidung, Handschuhe, eine Mütze, bequeme Stiefel und einen zusätzlichen Basic Layer.
«Bringen Sie auf jeden Fall Abenteuerlust und ein Handy oder eine Kamera für Fotos mit», empfiehlt Nemeth.
Die Mountainbike-Touren mit Nemeth dauern von einem halben Tag bis zu mehreren Tagen; gefahren werden Strecken von 15 bis 200 Kilometern. Bei einer Fatbike-Tour im Winter werden 15 bis 20 Kilometer zurückgelegt, «und dazwischen gibt es eine Grill- oder Käsefondue-Pause», verspricht Nemeth.
Welches sind die besten Mountainbikestrecken im Engadin?
«Mir gefällt die Fahrt zum Lago Bianco und auf den Berninapass, weil die Trails nicht zu anspruchsvoll sind und die Aussicht auf den Morteratschgletscher und die Berninakette ganz einfach atemberaubend ist. Auf dem Weg dorthin befindet sich ein natürlicher Teich mit einem Wasserfall, der zu einer kleinen Pause einlädt.
«Meine andere Lieblingsroute, auf die ich meine Gäste oft mitnehme, ist das ‹Fünf-Seen-Paradies›, das den St. Moritzersee, den Lej da Staz, den Lej Marsch, den Lej da Chamfer und den Silvaplanersee auf abwechslungsreichem Terrain einschliesst.»
Ihre allererste Mountainbiketour, bei der sie sich in das Engadin verliebt hat, wird Nemeth jedoch nie vergessen. «Es war eine Schleife zwischen Brail und Zernez, der ich Hals über Kopf verfiel. Es ist eine perfekte Trainingsschleife mit genügend anspruchsvollen Steigungen und einigen technischen Strecken dazwischen, bei denen man ganz schön Tempo aufnimmt. Ich wusste damals nicht, dass dieser Abschnitt Teil des Nationalpark-Radmarathons ist», eines 107 Kilometer langen Rennens, bei dem Nemeth 2021 den vierten Platz belegte.
Ob man sich an den «Engadiner Farben» erfreut, durch sattgrüne Wälder saust oder über glitzernd gefrorene Seen navigiert, das Engadin ist ein absolut idyllischer Ort zum Mountainbiken, egal zu welcher Jahres- oder Tageszeit.
«Ich liebe es, früh morgens loszufahren und zu beobachten, wie die Sonne über den imposanten Gipfeln aufgeht. Es ist etwas ganz Besonderes, zum Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang auf den Wanderwegen unterwegs zu sein – es ist immer wieder ein Schauspiel, an dem man sich nicht sattsehen kann. Aber ehrlich gesagt: Eine Fahrt mit dem Mountainbike ist einfach immer beglückend.»