Schlitteln oder Rodeln ist in der Schweiz ein beliebter Wintersport. Offiziell gibt es 150 Schlittelbahnen, aber in Wirklichkeit sind es weit mehr. Allein in St. Moritz garantieren 12 speziell angelegte und präparierte Rodelpisten maximalen Fahrspass für die ganze Familie.
Schlittenfahren ist ein fantastischer Sport. Anders als beim Skifahren oder Snowboarden sind keinerlei Vorkenntnisse erforderlich. Schlitten und Rodel gibt es in vielen Geschäften im Ort zu mieten und Spezialkleidung ist nicht erforderlich (beachten Sie jedoch die Hinweise weiter unten: «Was man beim Schlitteln anzieht»).
St. Moritz und das Engadin blicken auf eine lange Geschichte des Schlittelns zurück. Die 12 Rodelbahnen in den vier Skigebieten – Corviglia/Piz Nair, Corvatsch, Diavolezza/Lagalb und Zuoz – sind zwischen 200 Metern und fast sechs Kilometern lang und weisen unterschiedliche Schwierigkeitsgrade für Anfänger und Fortgeschrittene auf. Falls Sie so richtig vom Schlittelfieber gepackt werden, können Sie die waghalsige Olympia-Bobstrecke in St. Moritz-Celerina angehen, und für den ganz besonderen Adrenalin-Kick empfiehlt sich der Cresta Run Skeleton-Bob, der jetzt Frauen sowohl als Männern offensteht.
Ski- und Schwimmlehrerin Susi Wiprächtiger lebt seit 46 Jahren in St. Moritz und ist eine Expertin im Schlittenfahren. Den meisten Spass macht es ihr direkt nach einem Schneefall, wenn der frische Schnee unter den Kufen knirscht. Sie empfiehlt, einen der klassischen Schlitten mit weichem Sitz zu mieten, wie sie in St. Moritz und überall im Engadin leicht erhältlich sind. Klicken Sie hier für eine Karte der Geschäfte mit Wintersportausrüstungsverleih.
Wiprächtigers liebste Schlittelfahrt ist der 5,5 Kilometer lange Abschnitt der Albula-Passstrasse von Preda nach Bergün, der im Winter eigens für die Schlittler gesperrt wird. Von St. Moritz aus erreichen Sie Preda (800 m.ü.M.) mit der Rhätischen Bahn in 30 Minuten. Die Fahrt führt über eine malerische Strecke mit Tunnels und Viadukten.
«Diese Schlittelbahn ist nicht schwierig. Sie ist für alle machbar, die schlitteln können», sagt Wiprächtiger. «Am besten ist die Abfahrt direkt nach einem Schneefall – dann läuft es etwas weniger rasant. Ich ziehe es vor, als ‹Schlusslicht› zu fahren, dann habe ich niemanden hinter mir!»
Die Fahrt nach Preda mit der Bahn ist atemberaubend: Sie ist Teil der legendären Bahnstrecke zwischen Thusis und Tirano, die seit 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Schon auf der Bergfahrt erhalten Sie einen Eindruck davon, was für ein tolles Abenteuer ihnen in dieser spektakulären Landschaft bevorsteht. Denn die Bahnlinie führt über die Schlittelstrasse, die mit einer perfekten sanften Neigung versehen ist. Vom Bahnhof Preda führt ein 30-minütiger Spaziergang zum Startpunkt, eine kleine Aufwärmübung für die rund 6 km lange kurvenreiche Talfahrt mit 400 Meter Höhendifferenz, die spektakuläre Ausblicke auf die umliegenden Berge bietet. Nachts ist diese Strecke die längste beleuchtete Schlittelbahn Europas und den ganzen Winter über jeweils von Dienstag bis Sonntag geöffnet. Ein unvergessliches Erlebnis!
Für Abenteuerlustige
Für ein tolles Geschwindigkeitserlebnis empfiehlt Susi die Schlittelbahn Muottas Muragl. Sie erreichen sie über eine lange, steile Standseilbahnfahrt, bei der Sie, ähnlich wie auf der Strecke der Rhätischen Bahn, beobachten können, wie die Schlittenfahrer sich durch die Kurven manövrieren. Steigen Sie an der Bergstation aus und geniessen Sie den Panoramablick auf das Engadin, bevor Sie die 4,2 Kilometer lange Rodelbahn in Angriff nehmen. Die Fahrt dauert etwa 15 Minuten und überwindet auf einer Strecke von 4,2 km mehr als 718 Höhenmeter. «Diese Abfahrt ist ein wahrer Nervenkitzel, eignet sich aber nur für gute und erfahrene Schlittenfahrer», fügt Wiprächtiger hinzu. «Der Anfang ist sehr schnell: Viele Schlittler fliegen gleich aus den ersten zwei oder drei Kurven heraus, und weiter unten im Wald ist die Strecke ziemlich eng und steil. Es gibt insgesamt 20 Kurven, und ich fahre am liebsten, wenn gerade frischer Schnee gefallen ist, was das Tempo etwas drosselt.»
Ideal für Familien und Kinder ist der ein Kilometer lange Schlittelweg Laret zum Silsersee, die sich durch den God Laret (rätoromanisch für Lärchenwald) bis zum Ufer des Silsersees schlängelt. Diese Schlittelbahn ist sanft und ruhig, aber Sie müssen zu Fuss zum Ausgangspunkt an der Fexerstrasse aufsteigen.
Dies sind nur die Highlights – viele weitere Schlittelstrecken, von leicht bis schwer, kurz bis lang, finden Sie hier.
Was man beim Schlitteln anzieht
Tragen Sie warme, wasserfeste Kleidung – Skijacke und Hose, wenn vorhanden – sowie Skihandschuhe, um Ihre Hände zu schützen. Ein Skihelm ist unverzichtbar, ebenso wie Winterschuhe oder Winterstiefel, die den Knöchel stützen und gute, feste Sohlen mit Profil haben, um auf dem Schnee Halt zu finden, wenn eine Notbremsung erforderlich ist. Vergewissern Sie sich, dass der Reissverschluss Ihrer Jacke hochgezogen ist und dass Sie sich gut eingepackt haben, einschliesslich Ihres Schals, damit sich nichts in den Kufen verfangen kann.