Kristallklare Gewässer. Hohe Berge und atemberaubende Landschaften. Reine Alpenluft. Der Ferienort St. Moritz in den Schweizer Alpen strahlt Schönheit, Ruhe und Luxus aus. Doch taucht man tiefer unter diese stille Oberfläche, wird schnell klar, dass St. Moritz auch eine Sportdestination wie keine andere ist.
Der Ort, der auf 1822 Metern über dem Meeresspiegel im Schweizer Engadin liegt, war nicht nur ein sondern zwei Mal, nämlich 1928 und 1948, Gastgeber der Olympischen Winterspiele. Er war auch Gastgeber unzähliger Weltmeisterschaften im Bob-, Ski-, Segel-, Windsurf- und Segelsport; im Winter finden Pferderennen, Golf und Cricket auf dem zugefrorenen See statt; und es ist ein Höhentrainingsziel für Profi- und Amateurläufer, Radfahrer und Triathleten. Ganz zu schweigen davon, dass St. Moritz auch die Kulisse für die eine oder andere James-Bond-Actionsequenz abgab …
Der Ursprung von St. Moritz als ganzjährige Feriendestination lässt sich bis ins Jahr 1864 zurückverfolgen, als der lokale Hotelpionier Caspar Badrutt mit vier britischen Sommergästen eine Wette abschloss. Die Gäste sollten im Winter zurückkommen, und wenn der Ort ihnen dann nicht gefallen sollte, würde Badrutt ihnen die Reisekosten zurückerstatten. Die Wette markierte sowohl den Beginn des Wintertourismus in St. Moritz als auch das Aufkommen des Wintertourismus in den Alpen überhaupt.
Was ist der Ironman Triathlon?
Ein Mann, der die Vorteile des berühmten sportlichen Umfelds von St. Moritz nutzt, ist der deutsche Triathlet Patrick Lange, den man wohl zu Recht als den fittesten Menschen der Welt bezeichnen könnte. Warum? Weil er zweimaliger Weltmeister des Ironman Triathlon ist, des wahrscheinlich grössten und schwierigsten eintägigen Ausdauersport-Events der Welt.
Die Teilnehmer des epischen Schwimm-, Radfahr- und Laufwettbewerbs, der seit 1978 in Kailua-Kona, Hawaii, ausgetragen wird, müssen 3,8 Kilometer in der Bucht von Kailua schwimmen. Dann radeln sie 180 Kilometer entlang von Lavafeldern, während sie ungeschützt den Launen der hawaiianischen Feuergöttin Madame Pele ausgesetzt sind – von extremer Feuchtigkeit und Hitze bis hin zu heulendem Gegenwind. Und zu guter Letzt müssen sie noch einen 42,2 km langen Marathon unter der unbarmherzig sengenden Sonne absolvieren.
Was die Leistungen von Lange und seinen Rivalen so phänomenal macht, sind die Geschwindigkeiten, die sie auf Hawaii hinlegen. Lange brach 2018 den Streckenrekord mit einer Zeit von 7:52 Stunden, einschliesslich eines 2:41:32-Marathons und eines Radrennens, bei dem er auf seinem 10’000-Euro-Canyon Speedmax-Rad eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 42 km/h erreichte.
Am Ziel angekommen, hatte er noch genügend Energie, um einen Verlobungsring aus der Tasche zu ziehen und seiner Freundin Julia einen Heiratsantrag zu machen (sie sagte «Ja»). «Mehr denn je war ich stolz auf mein Team. Ihre Unterstützung gab mir die Möglichkeit, mit klarem Kopf zu fahren und so das Rennen zu gewinnen», erklärt der 34-Jährige, «Es gibt kein spezielles Rezept [um Ironman-Weltmeister zu werden], aber man muss vollen Einsatz, Ausdauer, Leidenschaft und einen ganz klaren Fokus mitbringen. Fehlt einer dieser Faktoren, ist es schwierig, mit den Besten der Welt mitzuhalten, da die Konkurrenz sehr stark ist.»
Warum St. Moritz perfekt für das Training ist
Bei seinem letzten Trainingsbesuch in St. Moritz im Sommer 2020 war Langes Stützpunkt das Badrutt’s Palace Hotel, und er freut sich schon jetzt darauf, 2021 vor den nächsten Ironman-Weltmeisterschaften auf Hawaii dorthin zurückzukehren.
Lange könnte sich an vielen Orten der Welt auf seine übermenschlichen Leistungen beim ultimativen Triathletenwettbewerb vorbereiten. Aber er wählt St. Moritz – das topographisch und klimatisch eine völlig andere Welt ist als Hawaii. Zum einen ist die Höhenlage ein wichtiger Anziehungspunkt. Bekanntlich kann das Training in der Höhe die Leistung von Ausdauersportlern auf verschiedene Weise verbessern, unter anderem durch die Steigerung der roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff im Körper transportieren.
Aber St. Moritz hat noch andere Vorzüge. «Es ist einer der schönsten Orte, an dem ich je war; es ist ein wahres Sportmekka, und die Landschaft und die klare Luft machen es denkbar einfach, lange Radtouren zu unternehmen», so Lange. «Ich war sowohl im Winter als auch im Sommer zu Besuch hier und kann nicht sagen, welche Jahreszeit schöner ist. Ausserdem ist es recht abgeschieden. Wann immer ich hierher komme, habe ich das Gefühl, dass ich mich voll und ganz auf mein Training konzentrieren kann und nicht abgelenkt werde. Ich bin ziemlich sicher, dass das daran liegt, dass die Uhren in St. Moritz etwas langsamer gehen!»
Mit mehr als 300 Sonnentagen im Jahr bietet der alpine Ferienort viele Gelegenheiten für Lange, seine Sehnen zu dehnen (siehe Patricks Tipps, unten) und auch zu entspannen. «An meinen Ruhetagen besuchen Julia und ich gerne die atemberaubenden Berggipfel rund um St. Moritz, darunter auch den Piz Nair. Julia liebt die Natur. Sie liebt die Berge und die Schweizer und fühlt sich hier fast mehr zu Hause als in unserer Heimat. Aber es ist die ganze Atmosphäre von St. Moritz, die es für uns so anziehend macht, von den tollen Cafés und Restaurants über die Tatsache, dass sich hier so viele Sportler einfinden, bis hin zu den wunderbaren Aussichten, die man bei einem Spaziergang um die Seen geniessen kann.»
Und wenn Sie bei einem Besuch im Engadin selbst versucht sind, einen Triathlon zu bestreiten, halten Sie sich an den erfrischend einfachen Rat von Lange: «Haben Sie Spass und geniessen Sie den Weg», sagt er.
Patricks Tipps fürs Engadin
Wo ist Ihr Lieblingsplatz zum Schwimmen?
Silvaplaner See
Und Ihre bevorzugte Trainingsstrecke fürs Radfahren?
Die Albula-Flüela-Schleife
Wo laufen Sie gern?
Auf den Wegen zum Malojapass
Haben Sie einen Lieblingsaussichtspunkt?
Ja, den Gipfel des Piz Nair
Und ein Geheimtipp?
Der Kaffee im Pur Alps in St. Moritz!